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  1. Sieben Irrtümer über Hochbegabung

Hochbegabt: Sieben Irrtümer über Hochbegabung

Irrtum 1: Jedes Kind ist hochbegabt.

Richtig ist: Hochbegabung kommt nur bei zwei von hundert Kindern vor.

Jedes Kind ist hochbegabt“ – so lautet der Titel eines populären Buches. Stimmt das? Wissenschaftler sprechen nur dann von Hochbegabung, wenn bei einem Menschen ein Intelligenzquotient (IQ) von mindestens 130 gemessen wird. Das ist lediglich bei etwa zwei Prozent der Kinder und Jugendlichen der Fall. Sie sollten individuell gefördert werden. „Jedes Kind ist begabt“ – diese Aussage trifft dagegen zu. Denn natürlich hat jedes Kind seine individuellen Begabungen, die es zu einer einmaligen Persönlichkeit machen.

 

Irrtum 2: Hochbegabte können alles besser.

Richtig ist: Hochbegabung zeigt sich oft nur in einzelnen Bereichen wie Sprache oder Mathematik.

Ab einem IQ von 130 spricht man von intellektueller Hochbegabung. Der hohe IQ bedeutet nicht, dass diese Personen alles können. Es bedeutet nur, dass das intellektuelle Leistungsvermögen in bestimmten Bereichen stark ausgeprägt ist. Zu den Fähigkeiten, die sich mit speziellen Tests messen lassen, gehören zum Beispiel sprachliches, numerisches und figürliches Denken. Dass jemand in all diesen Bereichen herausragend abschneidet, kommt eher selten vor. Es gibt zudem Hochbegabungen in Bereichen, die sich schwer messen lassen, wie zum Beispiel soziale oder emotionale Intelligenz.

 

Irrtum 3: Hochbegabte sind Musterschüler.

Richtig ist: Manche Hochbegabte brauchen Nachhilfe in Arbeitshaltung, um ihr Potenzial auszunutzen.

Hochbegabung führt nicht immer zu Höchstleistungen. Ein wichtiger Punkt. Ob ein Mensch seine Begabungen richtig einsetzen kann, hängt von vielen persönlichen Faktoren ab. Dazu gehört die Bereitschaft, zu lernen und sich anzustrengen, gehören Konzentrationsvermögen und emotionale Stabilität. Hochbegabte, die diese Arbeitshaltungen nie gelernt haben, weil ihnen am Anfang alles zugefallen ist, haben es schwer, ihr Potenzial auszunutzen. Fachleute sprechen von „Minderleistern“ (engl. „Underachiever“). Studien zeigen, dass etwa jede zehnte hochbegabte Person zu diesen Minderleistern zählt. Sie zu fördern, ist das besondere Anliegen des CJD.

 

Irrtum 4: Hochbegabte sind komische Typen.

Richtig ist: Jedes Kind ist anders – egal, ob hochbegabt oder nicht.

Bei hochbegabten Kindern und Jugendlichen haben viele das Bild eines kleinen Albert Einsteins vor Augen, der zwar Quadratwurzeln im Kopf ziehen kann, aber nicht in der Lage ist, Freunde zu finden. Aber: Hochbegabte Kinder und Jugendliche sind meist bei ihren Altersgenossen genauso beliebt und integriert wie normal begabte Kinder. Und genau wie bei denen gibt es Hochbegabte mit aggressivem Verhalten oder Konzentrationsproblemen. Wie ein hochbegabter Mensch im Alltag zurechtkommt, hängt nicht nur von seinen geistigen, sondern auch von seinen persönlichen Fähigkeiten ab. Diese sind bei jedem unterschiedlich. Die Begabungsförderung im CJD hat deswegen immer die ganze Persönlichkeit im Blick.

 

Irrtum 5: Hochbegabte Schüler machen später Karriere.

Richtig ist: Auch Hochbegabte haben Probleme im Job.

Erst Musterschüler, dann Topwissenschaftler oder Führungskraft? Schön wär’s, wenn Hochbegabung die Eintrittskarte ins berufliche Paradies wäre. Aber die intellektuelle Begabung ist nur ein Teilbereich der Persönlichkeit – und Hochbegabung kein Garant für berufliche Höchstleistungen. Hochbegabung ist lediglich ein Potenzial, eine Möglichkeit. Nicht jeder Mensch ist in der Lage, sie zu nutzen. Und nicht jeder Mensch möchte sie später beruflich ausleben.

 

Irrtum 6: Hinter jedem hochbegabten Kind stehen super-ehrgeizige Eltern.

Richtig ist: Meist veranlasst das Verhalten der Kinder Eltern dazu, nach Beratung und Förderung zu suchen.

Es gibt Eltern, die ihre Kinder antreiben und zu Topnoten drängen. Die bei Erfolg daran glauben, ihr Kind sei hochbegabt. Doch solchen Eltern begegnen die Experten des CJD kaum, wenn sie Familien zum Thema Hochbegabung beraten. Die Meisten fragen nach Förderung, weil ihre Kinder Anzeichen für Hochbegabung aufweisen. Meist ist es das Verhalten der Kinder, das Eltern aktiv werden lässt – nicht umgekehrt.

 

Irrtum 7: Lehrer erkennen Hochbegabung am besten.

Richtig ist: Gute Leistungen machen noch keine Hochbegabung.

Gute Schulnoten können ebenso aus Fleiß und intensivem Lernen resultieren. Zudem ist nicht jeder Hochbegabte in der Lage, sein Potenzial auszunutzen. Für Lehrkräfte ist es daher eher schwierig, besondere Begabungen im Schulalltag zu erkennen. Eine Diagnose sollten Eltern bei Experten suchen, die dafür ausgebildet wurden – etwa in den Beratungsstellen des CJD.

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