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Zwei Jugendliche bei Mitbestimmung in der Schule

Partizipation in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe

Mehr als nur Teilnahme
  1. Partizipation

Partizipation und Mitbestimmung: Warum echte Teilhabe für Kinder und Jugendliche so wichtig ist

Partizipation ist mehr als nur Teilnahme – sie bedeutet mitreden, mitgestalten und mitentscheiden. Es geht darum, gehört zu werden, Verantwortung zu übernehmen und aktiv Einfluss auf das eigene Leben und das Miteinander in der Gesellschaft zu nehmen. Partizipation heißt: Ich bin nicht nur dabei – ich bin ein Teil davon.

Dass echte Beteiligung etwas bewegt, belegen auch aktuelle Studien: Die AID:A-Studie 2023 des Deutschen Jugendinstituts zeigt, dass Mitbestimmung ein Schlüssel für Wohlbefinden, Selbstwirksamkeit und Zugehörigkeit ist. Eine Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks aus dem Jahr 2024 bestätigt: Überall dort, wo junge Menschen tatsächlich mitentscheiden können – in der Familie, in der Schule oder in ihrer Freizeit – steigt nicht nur ihr Engagement, sondern auch das Vertrauen in die Gemeinschaft. (Quellen: AID:A 2023 – Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (DJI); Online-Befragung 2024 zur Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen (Deutsches Kinderhilfswerk))

Partizipation im CJD: Mitbestimmung in Kita, Schule und Jugendhilfe

Im CJD ist Partizipation Teil unserer täglichen Arbeit. Partizipation im Kindergarten oder in der Kita, im Klassenzimmer, in der Jugendhilfe und in unseren Werkstätten: Wir schaffen Räume, in denen Menschen Selbstwirksamkeit erfahren und erleben, dass ihre Meinung zählt. Für uns ist das der Schlüssel zu echter Teilhabe – und zu einem starken Miteinander. In dieser Ausgabe nehmen wir Sie mit zu Projekten, die zeigen: Wo Menschen sich einbringen können, wächst Vertrauen - und damit Zukunft.

 

Diese Definition von Partizipation haben wir gemeinsam mit den jungen Menschen erarbeitet:

Partizipation ist für uns ein lebendiger Prozess, in dem die jungen Menschen die zentrale Rolle spielen und der im ständigen Miteinander gestaltet wird. Junge Menschen werden über alle sie direkt und indirekt betreffenden Themen informiert und sprechen und gestalten diese mit.

Partizipation leicht gemacht – ein gemeinsamer Film von jungen Menschen

Wie fühlt es sich an, in einer Wohngruppe zu leben? Was zeichnet eine Tagesgruppe aus? Und warum spielt ein Hund eine zentrale Rolle in einem Film, obwohl er kein Therapiehund ist? Antworten auf diese und andere Fragen gibt der Film, der auf dieser Seite zu sehen ist – ein Film, der nicht über junge Menschen spricht, sondern mit ihren eigenen Stimmen erzählt, was ihnen wichtig ist.

Die Idee: Aus der Mitte der Gruppe

Der Impuls für dieses Projekt kam von den Jugendlichen selbst. Sie leben in zwei stationären Wohngruppen, besuchen einen Jugendclub oder eine Tagesgruppe des CJD. Gemeinsam hatten sie den Wunsch, ihre persönlichen Erfahrungen im CJD sichtbar zu machen – und das auf ihre eigene Art.

Wir wollten zeigen, wie es wirklich ist. Aber ohne, dass man uns erkennt.

Der Wunsch nach Anonymität führte zu einer kreativen Lösung: Der gesamte Film wurde im Comicstil umgesetzt. Die Jugendlichen entwickelten die Inhalte und sprachen die Texte eigenständig ein. So entstand ein authentisches Format. Sehen Sie selbst:

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Projektplan "Partizipation als Grundrecht": Was wir uns als CJD vorgenommen haben.

Partizipation wird oft als Extra oder Zusatzleistung verstanden. Doch das ist sie nicht: sie ist ein Grundrecht junger Menschen und zugleich ein Fundament jeder lebendigen Demokratie. Wenn Kinder und Jugendliche von klein auf erleben, dass ihre Meinung zählt, dass sie mitgestalten dürfen und dass ihr Engagement etwas bewirkt, entwickeln sie Kompetenzen, Haltungen und das Selbstvertrauen, das sie für ein selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Leben benötigen.

Seit rund drei Jahren gestalten wir zusammen einen umfassenden Partizipationsprozess, der aus verschiedenen, aufeinander abgestimmten Bausteinen besteht. So ist Partizipation in unserer Kinder-, Jugend- und Familienhilfe nicht nur fest verankert, sondern wird im Alltag aktiv gelebt und kontinuierlich weiterentwickelt. Der zentrale Fokus liegt auf der gemeinsamen Ausgestaltung und Erarbeitung mit den jungen Menschen. Sie sind von Beginn an gleichberechtigte Mitgestaltende für den gesamten Prozess und bereichern ihn durch ihre Impulse und Bedarfe.

Kernstück ist der Projektplan Partizipation, der gemeinsam mit den jungen Menschen entwickelt wurde. Gemeinsam wurden Bereiche ermittelt, in denen sich die jungen Menschen beteiligen und mitgestalten können. Die wichtigsten Bausteine haben die jungen Menschen auf einem Poster zusammengestellt:

Grafik mit mehreren Aussagen zur Partizipation und Mitbestimmung im CJD

Bausteine für gelebte Partizipation

Der Projektplan Partizipation diente als Grundlage für die (Weiter-)Entwicklung verschiedener Bausteine und Formate, die dessen Umsetzung ermöglichen. Dazu zählen unter anderem das Partizipationsforum, ein Begleitgremium mit jungen Menschen, festgelegte Mindeststandards in Bezug auf Partizipation sowie ein Fachausschuss aus Fachkräften, die zu den Inhalten beraten. 

Mehrere Jugendliche bei Mitbestimmung in der Schule

Das Partizipationsforum im CJD

Beim jährlichen Partizipationsforum treffen sich junge Menschen mit Fachkräften des CJD, um gemeinsam über wichtige Themen zu diskutieren, ihre Meinung zu äußern und mitzureden. Auch der Projektplan Partizipation ist im Laufe dieser Veranstaltungen entstanden.

Das bislang letzte Partizipationsforum fand im März 2025 in Berlin statt und stand unter dem Motto, den Austausch über gelebte Partizipation zu fördern, gemeinsam Strategien zu entwickeln, um Mitbestimmung und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu stärken und dafür einen entsprechenden Handlungsplan zu entwerfen. Ein besonderer Fokus lag auf den Themen Selbstbestimmung und Beschwerdemanagement. Intensiv diskutiert wurde, wie junge Menschen ihre Rechte wahrnehmen und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden können. Dabei ging es insbesondere darum, ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie sich aktiv einbringen und Missstände sicher ansprechen können. 

 

Zwei Jugendliche unterhalten sich über einen Inhalt auf einem Handy

Partizipation neu gedacht: App als Beteiligungstool

Partizipation gelingt nur, wenn wir junge Menschen in ihrer Lebenswelt abholen. Dazu gehört heute ganz selbstverständlich die digitale Welt. Um niedrigschwellige Mitbestimmung zu ermöglichen, reicht es nicht, analoge Formate durchzuführen. Wir müssen neue Wege gehen, die sich dem Alltag junger Menschen anpassen und ihnen echte Beteiligung ermöglichen.

Dazu haben wir eine App im CJD eingeführt. Mit der Flip App gehen wir genau diese neuen Wege. Wir bieten einen Raum, in dem Jugendliche ihre Ideen, Meinungen und Perspektiven unkompliziert teilen, sich vernetzen und austauschen sowie transparent und flächendeckend Informationen zur Verfügung gestellt bekommen. So verbinden wir bewährte analoge Beteiligungsformen mit digitalen Möglichkeiten und eröffnen neue Zugänge.

Mehr Informationen zur Flip App gibt es in einem Erklärvideo. 

URL

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 Maike Brummelman
Maike Brummelman
Bundesreferatsleitung Kinder-, Jugend- und Familienhilfe

Klara Kuchta
Klara Kuchta
Projektstelle digitale Partizipation