Nicht nur der Bundeskanzler wird an seinen ersten 100 Tagen im Amt gemessen. Auch Uta Heyer, die das Bewerbungsverfahren für ihre neue Stelle im CJD Sachsen/Thüringen erfolgreich durchlaufen hat, stand unter intensiver „Beobachtung“ der neuen Kolleginnen und Kollegen. Gerade in dieser Zeit kommt es darauf an, sich in der neuen Rolle als Fachbereichsleiterin Wohnen und Begleiten zu entdecken und zu finden.
Uta Heyer hat diese Herausforderungen mit Bravour gemeistert. Sie hat gemeinsam mit dem Team Wohnen und Begleiten richtungsweisende Entscheidungen getroffen, Visionen formuliert und neue Wege eingeschlagen. Wir haben der frischgebackenen Fachbereichsleiterin einmal auf den Zahn gefühlt und Fragen über Fragen gestellt – zu den vergangenen 100 Tagen, dem Hier und Jetzt, mit dem Blick in die Zukunft.
Ein neuer Job bedeutet immer eine spannende Reise – neue Herausforderungen, viele Erwartungen und die Chance, eigene Ideen umzusetzen.
Frau Heyer, 100 Tage im neuen Job liegen hinter Ihnen. Wie haben Sie sich in Ihrer neuen Rolle eingefunden?
Die ersten 100 Tage in meiner neuen Rolle als Fachbereichsleiterin Wohnen und Begleiten waren in der Tat eine spannende und lehrreiche Zeit. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um die Angebotsleitungen, die Teams und die bestehenden Prozesse kennenzulernen. Es war mir wichtig, ein offenes Ohr für die Anliegen und Ideen zu haben.
Ich habe auch aktiv in unterschiedlichen Angeboten hospitiert und mitgearbeitet, um die Angebote zu verstehen und zukünftig strategisch gut zu begleiten, meine eigenen Ideen einzubringen und gleichzeitig die Stärken des Teams zu erkennen. Das war wirklich toll!
Worin sehen Sie Ihre drei Hauptaufgaben als Fachbereichsleitung?
Als Fachbereichsleitung sehe ich meine drei Hauptaufgaben in folgenden Bereichen:
- Personalführung/Teamführung und -entwicklung: Eine meiner wichtigsten Aufgaben ist es, motivierte und leistungsfähige Teams zu fördern.
- Strategische Planung und Umsetzung: Ich bin verantwortlich für die Entwicklung und Umsetzung von Strategien, die unseren Fachbereich voranbringen.
- Netzwerk- und Stakeholdermanagement: Eine weitere zentrale Aufgabe ist der Aufbau und die Pflege von Beziehungen zu externen Partnern, Institutionen und anderen relevanten Stakeholdern. Dies ist entscheidend, um Ressourcen zu mobilisieren und Kooperationen zu fördern.
Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie an Ihr Team?
Ich wünsche mir, dass wir eine Kultur der offenen und ehrlichen Kommunikation pflegen. Es ist wichtig, dass jeder seine Ideen, Bedenken und Feedback einbringen kann, damit wir gemeinsam Lösungen finden.
Ich erwarte von jedem Teammitglied, dass es sich aktiv in die Arbeit einbringt und Verantwortung für seine Aufgaben übernimmt.
Außerdem wünsche ich mir, dass wir als Team zusammenarbeiten und uns gegenseitig unterstützen. Jeder bringt unterschiedliche Stärken und Perspektiven mit und ich glaube, dass wir durch Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe die besten Ergebnisse erzielen können.
In einem sich ständig verändernden Umfeld ist es wichtig, dass wir bereit sind, dazuzulernen und uns weiterzuentwickeln sowie eine lösungsorientierte Fehlerkultur zu leben. Ich ermutige mein Team, neue Ideen auszuprobieren und sich kontinuierlich fortzubilden.
Letztlich erwarte ich, dass wir stets die Bedürfnisse unserer Klientinnen und Klienten im Blick haben und unser Handeln darauf ausrichten. Ihre Zufriedenheit und ihr Wohlbefinden stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit.
Was hat Sie bisher am meisten überrascht oder beeindruckt?
In meinem Neustart als Fachbereichsleiterin hat mich besonders die Offenheit, das Engagement und die positive Einstellung der Mitarbeitenden beeindruckt. Es war inspirierend, in den Hospitationen zu erleben, wie motiviert und gewissenhaft die Kolleginnen und Kollegen arbeiten und neue Ideen entwickeln. Diese positive Einstellung und Freundlichkeit hat mir den Einstieg erleichtert und zeigt, dass ich mit diesen Mitarbeitenden gemeinsam viel erreichen kann.
Überrascht hat mich auch die moderne, innovative technische Struktur im CJD – auch wenn ich einige Zeit benötigt habe, alles auszutesten und zu nutzen.
Ebenfalls überraschend waren die doch sehr hohe Bürokratie und die Vielzahl an Regularien.
Was verstehen Sie unter innovativen Wohnformen im CJD Sachsen/Thüringen?
Unter innovativen Wohnformen im CJD Sachsen/Thüringen verstehe ich Konzepte, die über traditionelle Wohnmodelle hinausgehen und auf die individuellen Bedürfnisse und Lebenssituationen der Menschen eingehen, die wir unterstützen. Diese Wohnformen sollen nicht nur ein Dach über dem Kopf bieten, sondern auch ein Umfeld schaffen, das Selbstständigkeit, Teilhabe und Gemeinschaft fördert. Insgesamt zielen innovative Wohnformen darauf ab, Lebensqualität zu erhöhen, soziale Isolation zu verringern und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem Menschen sich wohlfühlen und entfalten können.
Welche Werte sind Ihnen in Ihrer Arbeit als Fachbereichsleitung am wichtigsten?
Mir sind Respekt, Transparenz, Teamarbeit, Engagement, Klientinnenorientierung, Lernbereitschaft, Vorbildwirkung und Nachhaltigkeit sehr wichtig. Diese Werte bilden die Grundlage für meine Arbeit und helfen mir, ein unterstützendes und produktives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sowohl das Team als auch die Klientinnen und Klienten profitieren können.
Welche Herausforderungen werden 2025/26 auf Sie zukommen in der Planung künftiger Wohnformen?
Ich sehe eine große Herausforderung im demografischen Wandel. Unsere Belegungsanfragen steigen, aber fachgerechtes Personal steht nicht ausreichend zur Verfügung. Das erfordert Wohnkonzepte, die diese Gegebenheiten berücksichtigen.
Auch Menschen mit Beeinträchtigungen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensstile. Zukünftige Wohnformen müssen flexibel und leicht anpassbar sein, um diese Anforderungen zu erfüllen. Es müssen Wohnformen geschaffen werden, die eine Integration in die lokale Gemeinschaft – den Sozialraum – ermöglichen. Das bedeutet: Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Freizeitmöglichkeiten, Arbeitsplätzen und sozialen Angeboten.
Künftige Wohnformen können finanziell eine Herausforderung darstellen und es müssen geeignete Finanzierungsmodelle entwickelt werden, die verschiedene Mittel einbeziehen.
Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen – Sie sehen: Hier ist viel zu tun.
Was ist Ihr persönliches Mantra oder Motto für stressige Tage?
Einatmen, Ausatmen… ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft hilft immer – und ein guter Witz! Humor hält gesund.
Ich mag Entwicklung – bei mir und in meinen Projekten. Deshalb mag ich auch Fehler, Misserfolge, kleine Stolpersteine und Hürden – denn all das bringt mich weiter. Oder haben Sie schon einmal erlebt, dass sich Dinge entwickeln, wenn alles so bleibt, wie es ist?
Was würden Sie in Ihrem Fachbereich „Wohnen und Begleiten“ am liebsten ändern, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
Ich lebe mit meiner Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Oberhof – das Leben mit Haus und Garten am Waldrand gibt mir Ruhe und Kraft. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, würde ich maßgeschneiderte Wohnlösungen in kleinen Settings entwickeln, die den speziellen Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner entsprechen und gleichzeitig gute Rahmenbedingungen für die Mitarbeitenden sicherstellen. Es gäbe ausreichend zusätzliche Unterstützungsmittel – und das Arbeiten in den Angeboten wäre sehr beliebt!
Gibt es ein Projekt oder eine Idee, die Sie unbedingt in den nächsten Jahren umsetzen möchten?
Ja, unbedingt: einen Neubau für das Angebot der besonderen Wohnform "Haus Lebensbaum".
Vielen Dank für das interessante Interview!