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  1. Reportage
  2. Solveys Weg zurück ins Leben

Solveys Weg zurück ins Leben

Solvey und Maike genießen ihren gemeinsamen Tag in der Stadt – ein kleiner Ausflug mit großer Bedeutung.

Ein neuer Aufbruch

Fünf Jahre lang sah Solvey nichts anderes als die Decke über ihrem Bett. Fünf Jahre, in denen die Welt draußen für sie unerreichbar war. „Ich habe beschlossen, einfach liegen zu bleiben“, sagt sie leise. Nach dem Tod ihres Mannes war ihr die Kraft entglitten, die Trauer zu groß, die Last des Alltags zu schwer. 

Bis zu ihrem 20. Lebensjahr konnte Solvey laufen, dann zwang sie eine Krankheit in den Rollstuhl. Mit 22 war ihr Alltag ein völlig anderer – geprägt von Abhängigkeit, von Barrieren, von dem Gefühl, außen vor zu sein. Und doch fand sie Halt: in ihrer Ehe, in einem verlässlichen Gegenüber. Als ihr Mann 2008 starb, zerbrach dieses Fundament. Zurück blieb ein Alltag in Stille, in Rückzug und Einsamkeit. 

„Meine Mutter hat sich für mich geschämt. Sie hat mich von der Außenwelt abgeschnitten“, erzählt Solvey. Diese Worte sitzen tief. Noch schwerer wog der Verlust ihres Mannes. Sie zog sich zurück – und irgendwann blieb sie im Bett.
 

Das CJD hat alles verändert

Der Wendepunkt kam, als ein Mitarbeiter des ambulant betreuten Wohnens des CJD in ihr Leben trat. Zunächst war da Skepsis, Misstrauen. „Ich schaue mir die Leute sehr genau an“, sagt Solvey. Doch dann kam Flo – jung, unkonventionell, direkt. Er setzte sich bei ihr nicht einfach normal auf einen Stuhl, sondern falsch herum, mit den Armen lässig über die Lehne gelegt. Dieses kleine Detail blieb ihr im Gedächtnis.

Es brauchte nur zwei Wochen, bis sie mit Flo das erste Mal wieder hinausging – nach fünf Jahren. „Wir sind zusammen in die Stadt gefahren“, erinnert sie sich. Es war ein komisches Gefühl, fremd und doch befreiend. Mit jedem Ausflug – in den Zoo, ins Kino, sogar nach Nürnberg auf den berühmten Christkindlmarkt – kehrte ein Stück Leben zurück.

Geborgenheit durch kleine Dingen

Heute sagt Solvey: „Es sind die kleinen Dinge, die für mich wichtiger sind als alles andere.“ Ein Bummel durch die Stadt, ein Kaffee in der Sonne, ein gemeinsames Lachen – all das ist für sie Geborgenheit. Und da sind noch ihre zwei Meerschweinchen, Prinzessinsternchen und Prinzessinflöckchen, die ihr Halt geben. „Sie sind mein größter Schatz“, sagt sie.

Geborgenheit bedeutet für sie aber auch Vertrauen. Vertrauen in die Menschen, die sie begleiten – ob Flo, Maike, Alex, Petra oder Sina. Sie alle sind Teil eines Teams, das ihr ermöglicht, selbstbestimmt zu leben. Sogar Bewerbungsgespräche für ihre persönliche Assistenz hat Solvey geführt – eine Erfahrung, die sie stark gemacht hat.
 

Mit dem CJD Hürden überwinden

Nicht alles ist leicht. Der Alltag im Rollstuhl ist voller Hürden: kaputte Fahrstühle, unüberwindbare Straßenbahneinstiege, Diskussionen mit Krankenkassen. „Es ist immer ein Kampf“, sagt sie nüchtern. Aber sie kämpft nicht mehr allein. Das CJD ist an ihrer Seite. Menschen, die nicht für sie entscheiden, sondern mit ihr. Menschen, die ihr zuhören, ihre Ideen ernst nehmen, die mit ihr lachen, wenn ein Fahrstuhl zu klein ist und improvisiert werden muss.
 

Geborgenheit schenken

Wenn Solvey heute von Geborgenheit spricht, dann meint sie Wärme – nicht nur die der Sonne, die ihr guttut, sondern die Wärme menschlicher Nähe. „Seitdem ihr da seid, ist mein Leben leichter geworden“, sagt sie.

Ihre Geschichte zeigt, was es bedeutet, wenn Menschen nicht aufgeben – weder sich selbst noch andere. Wenn Unterstützung nicht bevormundet, sondern begleitet. Wenn Geborgenheit neu wachsen kann – mitten im Leben, auch nach schweren Verlusten. „Ich bin froh, dass es euch gibt“, sagt Solvey zum Abschied. Sie lächelt – ein Lächeln, das zeigt, wie wertvoll Geborgenheit ist.

Solvey und Maike spazieren in der Stadt

Warum Ihre Hilfe zählt

Solveys Weg zurück ins Leben war möglich, weil es Menschen gab, die an sie geglaubt haben. Menschen, die Zeit schenken, zuhören, ermutigen – und Spenderinnen und Spender, die genau solche Angebote im CJD möglich machen.

  • Jede Spende schafft Räume der Geborgenheit.
  • Jede Spende ermöglicht Begleitung auf Augenhöhe.
  • Jede Spende gibt Menschen wie Solvey eine Chance, wieder ins Leben zurückzufinden.
Betreuerin Maike und Solvey

Über Betreuerin Maike Schatz

Maike Schatz begleitet seit über zwölf Jahren Menschen mit Behinderungserfahrungen in unterschiedlichen Lebenswelten. Im CJD ist sie in der Personenzentrierten Komplexleistung sowie im Familienunterstützenden Dienst tätig. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Befähigung von Menschen zu größtmöglicher Selbstständigkeit. Mit Empathie, Stärke und Lebensfreude setzt sie sich dafür ein, dass ihre Kund:innen vermeintliche Grenzen überwinden und mutig über sich selbst hinauswachsen.