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Schwarz-weiß-Foto aus der Mitte des 20. Jahrhunderts: Eine Gruppe Jugendlicher sitzt auf Holzstühlen in einem Raum und blickt gespannt auf einen alten Röhrenfernseher. Auf dem Bildschirm ist schemenhaft eine Frau im Kleid zu erkennen. Die Einrichtung ist schlicht, an der Wand hängen kleine Bilder. Die Szene vermittelt gemeinsames Erleben in einer frühen Fernsehgeneration.

Brücken bauen nach der Wende

Eine Reise durch die Geschichte des CJD
  1. CJD-Chronik
  2. 1990-1999

Das CJD in den 1990er Jahren: 
Aufbruch, Herausforderung und neue Perspektiven 

Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands beginnt ein Jahrzehnt der großen Umbrüche – politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich. In ganz Deutschland herrscht zunächst Aufbruchstimmung, doch schon bald zeigen sich auch die Schattenseiten der Wiedervereinigung: Arbeitslosigkeit nimmt zu, insbesondere in den neuen Bundesländern, und Fremdenhass macht sich breit – mit erschütternden Anschlägen auf Asylbewerberunterkünfte, vor allem im Osten. Arnold Dannenmann hatte den östlichen Teil Deutschlands stets im Blick, und so liegt es nahe, dass das CJD schon früh nach der Wende in den neuen Bundesländern aktiv wird. 

Eines der ersten neuen Projekte ist das Berufsbildungswerk im thüringischen Gera. Im Dezember startet dort ein erster Förderlehrgang mit 36 jungen Menschen mit Behinderungserfahrung. Bereits zwei Jahre später entsteht auf dem Gelände ein vollständiges Jugenddorf mit fast 300 Plätzen. Der Bereich der beruflichen Bildung wächst rasant und wird zu einem zentralen Bestandteil der Arbeit des CJD im Osten. Auch in Erfurt übernimmt das CJD Verantwortung: Eine bestehende Einrichtung für Menschen mit Behinderungserfahrung wird übernommen und stetig ausgebaut. Heute umfasst das CJD Erfurt ein modernes Rehabilitationszentrum, eine integrative Kita, eine Förderschule, Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Wohnangebote und ein Seniorenbegegnungszentrum. 

Ein besonderes Zeichen für nachhaltige Entwicklung setzt das „Ökoprojekt Arbeiten und Lernen“, das bereits in den 1980er Jahren initiiert wurde und sich nun in den neuen Bundesländern ausweitet. In Thüringen bietet es mehr als 300 jungen Menschen neue Perspektiven. Dabei entstehen sinnstiftende Beschäftigungsfelder, etwa in Pößneck, wo die Teilnehmenden helfen, massive Umweltschäden einer ehemaligen Großmastanlage zu beseitigen. 

Neben beruflicher und sozialer Förderung setzt das CJD auch kulturelle Akzente. In Niedersachsen ruft der Jugendmigrationsdienst in Nienburg das Theaterprojekt Sputnike ins Leben – benannt nach dem ersten russischen Satelliten als Symbol des Aufbruchs. Hier arbeiten einheimische Jugendliche, junge Aussiedler und Migranten gemeinsam an selbst entwickelten Theaterstücken. Sie übernehmen Regie, Schauspiel, Musik, Kostüme und Bühnenbild – und verarbeiten in ihren Stücken ihre alltäglichen Erfahrungen. Die Produktionen gehen auf Tournee und werden mehrfach ausgezeichnet. 

Das rasche Wachstum nach der Wiedervereinigung bringt das CJD jedoch auch an seine organisatorischen und finanziellen Grenzen. Die Ausdehnung in die neuen Bundesländer, neue Einrichtungen und zahlreiche neue Mitarbeitende verlangen nach strukturellen Veränderungen. Die Verwaltung wird neu aufgestellt: Präsidium und Geschäftsleitung werden getrennt, und die Jugenddörfer in Regionalgruppen organisiert. Diese Neustrukturierung markiert einen tiefgreifenden Wandel – aber auch die Professionalisierung eines stetig wachsenden Werkes. 

Am 1. März 1993 verstirbt Arnold Dannenmann im Alter von 86 Jahren. Er findet seine letzte Ruhe in seinem Geburtsort Faurndau am Rande der Schwäbischen Alb. Mit seinem Tod endet eine Ära – doch sein Lebenswerk lebt weiter. 50 Jahre nach der Gründung zählt das CJD bereits 7.200 Mitarbeitende und ist bundesweit wie international als Bildungs- und Sozialwerk etabliert. 

Die 1990er Jahre sind für das CJD ein Jahrzehnt des Wandels und des Wachstums. Es begegnet den Herausforderungen der Wiedervereinigung mit Tatkraft, baut Brücken zwischen Ost und West und schafft neue Räume für Bildung, Teilhabe und Zusammenhalt. 

Schwarz-weiß-Foto einer ruhigen Wohnstraße mit dem Straßenschild „Panoramastraße“. Links im Bild ein Gartenzaun mit Tor, dahinter Wohnhäuser mit Fensterläden. Rechts verläuft ein Gehweg mit einer Vorfahrtstafel, die Straße zieht sich in die Tiefe des Bildes. Winterliche Stimmung mit kahlen Bäumen und leichten Schneeresten am Straßenrand.
Schild der Panoramastraße in Faurndau - Neue Zentrale 1993
Schwarz-weiß-Porträt eines älteren Mannes mit Brille, Anzug und gestreifter Krawatte. Er steht vor einer Holzvertäfelung und lächelt leicht. Der Ausdruck wirkt freundlich und würdevoll. Das Bild stammt vermutlich aus den 1990er Jahren und zeigt den Mann in einem feierlichen oder offiziellen Moment.
Arnold Dannenmann in den 90er
Farbfoto aus den 1990er Jahren: Eine Gruppe Jugendlicher steht und spielt auf einem Schulhof oder Gelände mit Kiesboden. Im Vordergrund lachen zwei Mädchen in die Kamera, Arm in Arm. Um sie herum unterhalten sich weitere Jugendliche, einige sind in Bewegung. Im Hintergrund Bäume, Häuser und ein lockeres, fröhliches Miteinander.
Jugendliche in den 90er - Elze
Farbfoto eines Hinweisschilds an einer Wand. Oben das Logo des CJD mit dem blauen Dreieck und dem Schriftzug „Jugenddorf“. Darunter steht: „CJD Erfurt Rehabilitationszentrum – Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e. V.“. Auf dem unteren Schild: „Geschützte Werkstätten, Havannaer Str. 29“. Das Schild stammt vermutlich aus den 1990er Jahren.
Schild Erfurt in der HavannStr 29 ca.1994