Neue Wege für neue Zeiten
Das CJD in den 1970er Jahren:
Vielfalt, Wachstum und neue Wege
Die 1970er Jahre sind ein Jahrzehnt des gesellschaftlichen und politischen Wandels in Deutschland. Das Land wird zunehmend zum Einwanderungsland, erlebt die erste große Ölkrise, erringt erneut den Fußball-Weltmeistertitel und sieht sich mit tiefgreifenden politischen Umbrüchen konfrontiert – von der Frauenbewegung über die Anschläge der RAF bis hin zur Gründung der Grünen. Auch das CJD stellt in dieser bewegten Zeit entscheidende Weichen für seine zukünftige Entwicklung.
Ein zentrales Ereignis ist die Etablierung der Kinder- und Jugendhilfe als eigenständiger Bereich innerhalb des CJD. Gleichzeitig richtet sich der Blick auf die pädagogische Fachkräftegewinnung: Anfang der 1970er Jahre beginnt das CJD in einer Jugendleiterschule im Jugenddorf Bad Bergzabern mit der Ausbildung eigener Erzieherinnen und Erzieher. Die Schule zieht später nach Schwäbisch Hall und dann nach Eppingen auf den Ottilienberg, wo sie als Privatschule die staatliche Anerkennung erhält. 1997 wird sie in „Arnold-Dannenmann-Akademie“ umbenannt – zu Ehren des CJD-Gründers.
Die 1970er bringen auch neue Impulse im Bereich des Spitzensports: Das Christophorus-Gymnasium in Berchtesgaden wird 1970 zum „Ski-Gymnasium“ für Hochleistungssportler ausgebaut. Es wird zur Talentschmiede für zahlreiche Wintersportgrößen wie Hilde Gerg, Marina Kiehl, Maria Höfl-Riesch, Michael Veith, Armin Bittner sowie Georg Hackl und Christian Schebitz. Auch die ersten CJD-Winterspiele finden in Berchtesgaden statt – der Standort eignet sich mit seiner alpinen Lage ideal für Wintersportwettkämpfe.
Sportlich geht es auch im Jugenddorfzentrum Stuttgart voran: Aus einer Freizeitgruppe der offenen Jugendarbeit entwickeln sich erfolgreiche Volleyballteams. Besonders das Frauenteam sorgt für Furore, spielt in der Landesliga, später in der Bundes- und Profiliga und erringt mehrere deutsche Titel.
Im Bereich Bildung nimmt das CJD neue Zielgruppen in den Blick: Mit der Eröffnung der ersten eigenen Kindertagesstätte im nordrhein-westfälischen Extertal schafft das CJD ein Angebot für die Jüngsten. Gleichzeitig wird an der Christophorusschule Elze ein neues Konzept zur Förderung von Kindern mit Lese- und Rechtschreibschwäche (Legasthenie) eingeführt. Daraus entwickelt sich ein umfassendes Therapiekonzept, das auch an weiteren Christophorusschulen Anwendung findet. In Oberurff entsteht später sogar ein staatlich anerkanntes Legasthenie-Zentrum.
Auch soziales Engagement bleibt ein prägendes Element: In Stuttgart wird die Käthe-Dannenmann-Stiftung gegründet, um begabte, aber sozial benachteiligte junge Menschen finanziell zu unterstützen. Sie würdigt das Engagement von Käthe Dannenmann, die sich bereits in den frühen Jahren des CJD intensiv für entwurzelte Kinder und Jugendliche eingesetzt hatte.
1972 feiert das CJD sein 25-jähriges Bestehen gleich doppelt: Im April mit einer feierlichen Veranstaltung im Neuen Schloss in Stuttgart, unter anderem mit Gästen aus Madagaskar, Frankreich, den USA und Togo. Im Mai folgt eine weitere Feier in der Frankfurter Paulskirche, an der unter anderem der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel teilnimmt.
Ein Vierteljahrhundert nach seiner Gründung ist das CJD zu einem beeindruckenden Bildungs- und Sozialnetzwerk herangewachsen: 87 Jugenddörfer, rund 26.000 betreute junge Menschen und nahezu 2.000 Mitarbeitende in 24 Arbeitsfeldern zählen mittlerweile zum Werk. Mit der Erweiterung der Elementarpädagogik, der gezielten Förderung im Leistungssport, der Ausbildung pädagogischer Fachkräfte und dem kontinuierlichen Ausbau der Bildungsangebote stellt das CJD in den 1970er Jahren entscheidende Weichen für die Zukunft.